Es ist so zum Beispiel ein Zeichen großer Solidarität mit unserem Gemeinwesen, dass sich die allermeisten Menschen an die aktuellen Kontaktbeschränkungen halten, auch wenn es im Einzelfall schwerfällt und uns die sozialen, direkten Kontakte fehlen. Es ist hierbei wichtig zu wissen, dass die Regeln, die wir in normalen Zeiten anwenden, trotz der extremen Ausnahmesituation nicht automatisch weicher ausgelegt oder gar komplett außer Kraft gesetzt werden.
Erlaubnis zur Ortung per Handy als Pflicht?
Sicher haben Sie nachfolgende Diskussion mitbekommen: Sollen Handy-Daten zur Ortung von Corona-Infizierten genutzt werden? Auf den ersten Blick ein scheinbar sinnvoller Schritt, falls sich große Teile der Bevölkerung den Anweisungen der Behörden widersetzen. Aber wenn man sich genauer damit beschäftigt, tauchen plötzlich immer mehr Fragen auf:
Wer bekommt diese Daten? Was genau darf damit gemacht werden? Was geschieht mit den Daten, wenn die Ortung nicht mehr notwendig ist? Und wer legt fest, was „nicht mehr notwendig“ überhaupt bedeutet? Wäre es für Krankenkassen, Behörden und Unternehmen nicht „wunderbar“, wenn sie dauerhaft genau wüssten, wer infiziert ist bzw. war, wer sich in welchem Umfeld aufhält und in welchen Supermärkten einkaufen geht? So könnten diese Empfängerkreise z.B. Risikogruppen schneller identifizieren und dann reglementieren, z.B. über möglicherweise höhere Krankenkassen-Beiträge, reduzierte Ansprüche bei Krankentagegeld usw.
Und was passiert, wenn Infizierte sich verweigern – z.B. ihr Mobiltelefon zu Hause liegen lassen? Werden sie dann bestraft, weil sie sich der Ortung entziehen und Ergebnisse somit „verfälschen“?
Freiwillige Freigabe von Bewegungsprofilen
Dieses kleine Beispiel mit – zum Glück – noch fiktiven Konsequenzen soll zeigen, dass auch dann, wenn die Zeiten hart sind, die langfristigen Folgen einer Entscheidung nicht vergessen werden dürfen. Viele Menschen waren daher erleichtert, dass es diese Form des Profilings – man könnte es auch Überwachung nennen – vorerst nicht geben wird. Es gibt hierbei jedoch ein großes „Aber“: Viele Menschen gaben Bewegungsprofile auch schon vor Corona ganz freiwillig heraus, z.B. an Hersteller von vielen Handy-Apps, an Bonuspunkt-Systeme, auf Sozialen Netzwerken etc.
Auch in „normalen“ Zeiten gehen diese Personen also arglos mit ihren persönlichen Daten um und erkennen die Konsequenzen nur schwer oder deutlich später: z.B. dann, wenn eine Versicherung tatsächlich mal teurer wird als bei vergleichbaren Personen oder wenn ein Kredit mehr Geld kostet, weil die Zinsen höher sind.